albanische Literatur.

albanische Literatur.
albanische Literatur.
 
Eine über Jahrhunderte tradierte reiche Volksliteratur (Heldenepen, historische Lieder, Märchen u. a.) ist bis heute lebendig geblieben. Erst in der Neuzeit kam eine Kunstliteratur auf, in mehreren durch Dialekt und Konfession geschiedenen Zentren, die im Spannungsfeld zwischen Ost und West standen. So entstand im 16. und 17. Jahrhundert ein religiöses Schrifttum im katholischen Nordalbanien in gegischem Dialekt, bei den orthodoxen Albanern Süditaliens und Siziliens in toskischen Mundarten. Zu den »alten Autoren« zählen G. Buzuku (16. Jahrhundert), L. Matrënga (* etwa 1560, ✝ 1619), P. Budi (* etwa 1566, ✝ 1623) und der Begründer einer eigenständigen albanischen Prosaliteratur, P. Bogdani (* etwa 1630, ✝ 1689). Eine stark persisch-türkisch beeinflusste Dichtung entwickelte sich im 18. und 19. Jahrhundert im islamischen Südalbanien. - Deutlicher trat die albanische Literatur erst im 19. Jahrhundert hervor. Unter den Italoalbanern wirkten der von der Romantik inspirierte Dichter und Publizist J. de Rada (* 1814, ✝ 1903) sowie die Lyriker Z. Serembe (* 1843, ✝ 1901) und Z. Schirò sen. (* 1865, ✝ 1927). Nach der Liga von Prizren (1878) wurden von den für Albaniens Unabhängigkeit streitenden Albanern der Diaspora, die sich in der Bewegung der »nationalen Wiedergeburt« zusammenfanden, literarisch-kulturelle Vereinigungen gegründet. Literarisch führend waren u. a. die Brüder N. Frashëri (* 1846, ✝ 1900) und S. Frashëri (* 1850, ✝ 1904), A. Z. Çajupi (* 1866, ✝ 1930), Asdren (* 1872, ✝ 1947) und F. Konitza (* 1876, ✝ 1942). Übersetzungen der Bibel ins Gegische und Toskische besorgte K. Kristoforidhi (* etwa 1827, ✝ 1895). Gegen 1900 regte sich literarisches Leben auch in Albanien selbst, wobei Shkodër voranging (erste albanische Druckerei 1881), Korçë und Elbasan später hinzutraten. Die überragende Persönlichkeit war P. G. Fishta (* 1871, ✝ 1940), der mit seinem Großepos »Lahuta e Malcís« (»Laute des Hochlandes«) ein Werk von hohem Rang schuf. Neben ihm wirkten zwischen den beiden Weltkriegen F. Noli (* 1882, ✝ 1965), L. Poradeci (* 1896), E. Koliqi (* 1903, ✝ 1975) und Migjeni (* 1911, ✝ 1938). Die albanische Literatur dieser Epoche knüpfte in ihren Formen vielfach an die Volksliteratur an, in ihren Stoffen schöpfte sie aus den teils noch patriarchalischen, teils feudalen Lebensverhältnissen sowie aus der albanischen Geschichte. Die vorherrschenden literarischen Gattungen waren Lyrik, Epik und Kurzprosa.
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die albanische Literatur in unterschiedliche Richtungen. In Albanien selbst hatte sie sich der marxistischen Ideologie und dem »sozialistischen Realismus« zu beugen. Namhafte Autoren sind u. a. S. Spasse (* 1914), D. S. Shuteriqi (* 1915), K. Jakova (* 1917), F. Gjata (* 1922), J. Xoxa (* 1923), L. Siliqi (* 1924) sowie der auch zu internationaler Geltung gelangte I. Kadare (* 1936). Eine freiere Entfaltung erlebte die seit Ende der 1940er- bis Ende der 1980er-Jahre in Jugoslawien entstandene albanische Literatur, der v. a. E. Mekuli (* 1916) entscheidende Impulse gab. Individuelle Wege ging die albanische Literatur in der Emigration, zu deren namhaftesten Vertretern M. Camaj (* 1925, ✝ 1992) zählt.
 
Ausgaben: M. Lambertz: Albanisches Lesebuch, 2 Bände (Leipzig 1948); derselbe: Die Volksepik der Albaner (Halle/Saale 1958); E. Koliqi: Antologia della lirica albanese (Mailand 1963); Q. Haxhihasani: Epika legjendare, Band 1 (Tirana 1966); Proza popullore, 5 Bände, herausgegeben von Z. Sako (Tirana 1963-72); D. Shala: Këngë popullore historike (Priština 1973); Albanische Märchen, herausgegeben von M. Camaj und U. Schier-Oberdorffer (1974); O. Buchholz und W. Fiedler: Erkundungen. 8 albanische Erzähler (Berlin 1976).
 
 
S. E. Mann: Albanian literature (London 1955);
 G. Schirò jun.: Storia della letteratura albanese (Mailand 1959);
 A. Pipa: Panorama of contemporary Albanian literature, in: Ztschr. für Balkanologie, Jg. 7 (1969);
 D. S. Shuteriqi u. a.: Historia e letërsisë shqiptare (Tirana 1983).

Universal-Lexikon. 2012.

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